Schamane der Linguistik war nicht nur einer seiner liebevollen Kosenamen, die Studenten ihm gaben (studiVZ). Für viele von uns weit mehr als „nur“ ein Professor. Unvergessen sind seine Veranstaltungen nach 18.00 Uhr, an denen wir freiwillig teilnahmen. Kreditpunkte gab es dafür nicht. Eine Anrechnung auf das Romanistikstudium war auch nicht vorgesehen. Trotzdem – seine Begeisterung für die Sprachwissenschaft steckte zahlreiche Studentinnen und Studenten an.
Une épidémie langagière?
Die Übung „La première page“ führte uns in die linguistische Analyse sprachlicher Phänomene anhand von Zeitungsartikeln ein, was dazu führte, dass wir jahrelang keinen französischen Zeitungsartikel mehr lesen konnten, ohne an „Antennenkonstruktionen“, Sangsue-Strukturen oder ganz allgemein, an Strukturdifferenzen zum Deutschen zu denken.
In seiner Vorlesung zur Phonologie und Phonetik konnte er seine Zuhörer mit dem Beispiel der Aussprachevarianten von „tutto“ fesseln. Ein kleiner Schlenker zum „quotidiano sportivo“ hatte dann meistens entsprechende sprachliche Beispiele zur Folge.
War ein Seminar für das Fach Französisch angekündigt, wurde im Verlauf der Sitzungen immer wieder der Bogen zur großen Romania und schließlich zum Vulgärlatein geschlagen, was unseren sprachlichen Horizont beträchtlich erweiterte. Seine Skripten und Handouts werden – so wird berichtet – immer noch von derzeitig gestandenen Lehrkräften für schulische Vorbereitungen benutzt. Dieser menschlich und fachlich großartige Lehrer fehlt uns.
Zusammengestellt von Anne-Marie Hussein