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Harmonia, suono, dolcezza. Poetologische Umkodierungen musiktheoretischer Zentralbegriffe (ca. 1450 - ca. 1600)
Ein Topos besagt, dass das Italienische eine ‚musikalische‘ Sprache, die italienische Dichtung eine besonders ‚meloshaltige‘, ‚gesangliche‘ und ‚harmonische‘ Dichtung sei. Dieser Topos lässt sich nach hier vertretener Überzeugung auf Umbrüche im 15. und 16. Jahrhundert zurückführen, die aus der Erosion der Hintergrundmetaphorik der Weltharmonie resultieren. Die geplante italianistische, literaturwissenschaftliche Studie über das Verhältnis von Musik und Dichtung in der Zeit zwischen 1480 bis 1610 nimmt ihren Ausgang von der Überlegung, dass die Zerrüttung der pythagoräisch definierten, ordo-stabilisierenden Harmonie als genuinem Diskursgegenstand der Musiktheorie seit dem Primo Quattrocento nicht nur den Rang der Musik als quadrivialer Proportionenwissenschaft und Eckpfeiler des mittelalterlichen Wissenskanons bedrohen müsste, sondern dass sie auch tiefgreifende ordo-Verschiebungen und Umbesetzungen im Wissenssystem sowie im Gefüge der Künste mit sich führen müsste.
Die Verlustgeschichte der Musiktheorie, so die These, ist eine Gewinngeschichte der Poetik und Künste, insbesondere der Dichtung. Im Fokus der diskursarchäologisch und metaphorologisch arbeitenden Studie steht der Agon zwischen Musik einerseits und Poetik und Dichtung andererseits. So wie Leon Battista Alberti und Leonardo da Vinci mehr implizit als explizit der Musiktheorie die Prinzipien concinnitas und symmetria abschöpfen und sie Architektur und Malerei zuordnen, um die von ihnen vertretenen artes mechanicae auf den Status einer Ars liberalis zu erheben, so operiert auch der poetologische Diskurs parasitär am untergehenden musiktheoretischen Diskurs. Der zwischen Musik und Dichtung bzw. Poetik ausgefochtene ‚Paragone‘ zentriert sich um Begriffe wie ‚Lyrik‘ sowie um die Begriffspaare ‚suono – numero‘ und ‚harmonia‘ – ‚rhythmos‘. Die wesentlichen Umwälzungen im italienischen Literatursystem des 16. Jh., die durch Pietro Bembos Prose della volgar lingua (1525) und die Diskussionen um die aristotelische Poetik im Secondo Cinquecento bedingt sind, sollen als poetologische Umbesetzungen des musiktheoretischen Diskurses erwiesen werden. Der Agon um die musikalisch konnotierten Begriffe führt im Secondo Cinquecento zu einer als immer ‚musikalischer‘, ‚melodischer‘ und ‚süßer‘ empfundenen Dichtung. Die genannte Entwicklung wird verfolgt anhand von Sphärenharmonienintermezzi an oberitalienischen höfischen Festen um 1480 sowie anhand von Texten von Poliziano, Bembo, Tasso und Marino.
Seit Mai 2017
Wissenschaftliche Mitarbeiterin für italienische Literaturwissenschaft am Romanischen Seminar der Ruhr-Universität Bochum
08/2014-05/2017
Lehrerin für Französisch, Italienisch und Musik, zuletzt am Ernst-Barlach-Gymnasium (Castrop-Rauxel)
Juli 2014
Rigorosum
März 2014
2. Staatsexamen
11/2012-04/2014
Referendariat am Bert-Brecht-Gymnasium (Dortmund) und am Zentrum für Schulpraktische Studien (Hagen)
WS 2011/2012
Lehrbeauftragte für besondere Aufgaben in Vertretung einer akademischen Ratsstelle am Romanischen Seminar der Ruhr-Universität Bochum
11/2005-03/2012
Diverse wissenschaftliche Tätigkeiten am Romanischen Seminar der Ruhr-Universität Bochum, u.a. als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Darstellung des Pathologischen im medizinischen und literarischen Diskurs in Frankreich im 19. Jahrhundert“ unter der Leitung von Prof. Dr. Rudolf Behrens
04/2007-07/2007
DAAD-Stipendium für einen Recherche-Aufenthalt in Paris (Bibliothèque Nationale de France; Bibliothèque Interuniversitaire de Médecine)
11/2005
1.Staatsexamen in den Fächern Französisch und Italienisch Sek I/II
Studium der Romanistik (Französisch, Italienisch) auf Lehramt (Sek I/II) an der Ruhr-Universität Bochum und der Musik (Sek I) mit den Hauptfächern Klavier und Gesang an der Folkwang-Musikhochschule Essen
Monographie
Aufsätze
Herausgeberschaft
Rezensionen
November 2019:
„Ferrareser Intermezzi um 1500. Musik, Literatur und Theaterpolitik am Fürstenhof der Este“. Klang der Macht – Macht des Klangs in Gesellschaften und Medien der Vormoderne. 26. Jahrestagung des Brackweder Arbeitskreises für Mittelalterforschung. (Friedrich-Schiller-Universität Jena).
September 2019:
„Mitleid zwischen Christianisierung und Rephilologisierung. Gian Giorgio Trissinos Tragödie La Sophonisba (1514/1515)“, XXXVI. Romanistentag – Kassel 2019, Sektion: Die Erneuerungen der Tragödie in der Frühen Neuzeit, 1500-1700 (Frankreich, Italien, Spanien); Jörn Steigerwald / Hendrik Schlieper, Paderborn
Februar 2019:
«È di mestiere sapere quale suono rendono queste parole.» — Musik und Literatur zwischen Septem Artes liberales und Humanismus in Italien
Bochum, 25.-27. Feb. 2019
gefördert durch