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Dr. Dirk Brunke

Im Sommersemester 2024: Vertretung der Professur "Romanische Philologie, insb. iberoromanische Literatur- und Kulturwissenschaft" (Prof. Dr. Roger Friedlein)
Romanisches Seminar

Raum: GB 7/148
Tel: +49 (0)234 32-28045
Email: dirk.brunke@ruhr-uni-bochum.de

Sprechstunde im Sommersemester 2024: Dienstags 11:30-12:30 Uhr. Anmeldung über meinen Moodlekurs "Sprechstunde Dirk Brunke" erforderlich! Laden Sie sich zur Vorbereitung auf ein Beratungsgespräch bzgl. mündlicher Modulabschlussprüfungen (BA/MA/MEd) das Merkblatt für die MAP herunter.


Aktuelles


Derzeit laufendes DFG-Forschungsprojekt Reise - Schiffbruch - Gefangenschaft. Mitleid in der iberoromanischen Autobiographie der Frühen Neuzeit (seit Oktober 2022). Weitere Informationen siehe den Reiter "DFG Projekt".


Neueste Publikationen:


Wissenschaftliche Tätigkeit

  • seit 04/2024 – Vertretung der W3-Professur "Romanische Philologie, insb. iberoromanische Literatur- und Kulturwissenschaft" (Prof. Dr. Roger Friedlein, RUB)
  • 10/2022–03/2024 – DFG-gefördertes Forschungsprojekt "Reise - Schiffbruch - Gefangenschaft. Mitleid in der iberoromanischen Autobiographie der Frühen Neuzeit" (eigene Stelle)
  • 09/2021-09/2022 – Vertretung einer W1-Professur "Iberoromanische Kulturwissenschaft mit Schwerpunkt Lateinamerika" an der Ruhr-Universität Bochum
  • 09/2017-09/2021 – Wissenschaftlicher Mitarbeiter (PostDoc) am Lehrstuhl von Prof. Dr. Roger Friedlein
  • 09/2014-09/2017 – Wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Projekt > Das Epos unter den Bedingungen der Romantik. Transformation und Reflexion einer unmöglichen Gattung (Leitung: Prof. Dr. Roger Friedlein, Ruhr-Universität Bochum).
    Promotion: Das romantische Epos am Río de la Plata. Subjektivität und Lyrisierung (Disputation: 13. Juli 2017)
  • 04/2011-08/2014 – Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Prof. Dr. Roger Friedlein
     

Internationales

  • 01/2022-03/2022 – Gastdozentur an der Pontificia Universidad Católica del Ecuador, Quito (finanziert aus Mitteln des DAAD und BMBF) Berichterstattung
     
  • 02/2019-03/2019 – Forschungsaufenthalt in Porto Alegre und Rio de Janeiro (finanziert aus Mitteln des DAAD)
     
  • 07/2013-08/2013 – Forschungsaufenthalt in Buenos Aires und Montevideo (finanziert aus Mitteln der RUB Research School)
     
  • 10/2010-03/2011 – DAAD-Stipendiat an der Universität von Minas Gerais (Belo Horizonte), Brasilien
     
  • 10/2005-03/2006 – Erasmus-Aufenthalt an der Universität von Schlesien (Kattowitz), Polen

Laufende Projekte

Habilitationsprojekt Reise – Schiffbruch – Gefangenschaft. Mitleid in der iberoromanischen Autobiographie der Frühen Neuzeit (seit Oktober 2022, DFG-gefördert)

Mitglied im DFG-Netzwerk An den Rändern der Moderne. Konvergierende Subjektkonzeptionen zwischen Vor- und Nachmoderne (seit November 2023)

Herausgabe des Dossiers "Frau – Macht – Körper. Verfügungen über den weiblichen Körper in der frühneuzeitlichen Romania" (mit Corinna Albert und Marina O. Hertrampf). Erscheint 2024 in: HeLix. Dossiers zur romanischen Literaturwissenschaft

DAAD/PROBRAL-Projekt: Diskurse über das Epos in den lusophonen Kulturen des 19. Jahrhunderts/Discursos sobre a épica nas culturas lusófonas do século XIX
 

Abgeschlossene Projekte

Forschungskolloquium "Einsatz der Affekte: Momente der Alteritätserfahrung im Schrifttum der europäischen Expansion, 1460–1700" (mit Hendrik Schlieper). 29. März bis 30 April 2022 an der Ruhr-Univerität Bochum: Programm. Die Publikation "Einsatz der Affekte" ist 2024 bei Brill/Fink erschienen.

Mit Corinna Albert: Wissenschaftliche Herausgabe von María de Zayas: Desengaños amorosos (1647) in deutscher Übersetzung.Gefördert durch die FONTE Stiftung zur Förderung des geisteswissenschaftlichen Nachwuchses (Berlin).

Dissertationsprojekt: Das romantische Epos am Río de la Plata. Subjektivität und Lyrisierung
 

Forschungsschwerpunkte

  • Historische Emotionsforschung, insb. zum Mitleid und zum Affektgefüge der Novellistik in der Frühen Neuzeit
  • Iberoromanische Chronikliteratur der Frühen Neuzeit
  • Authentizität und Authentisierung
  • Subjektkonstitution und Subjektivität
  • Das Epos der Iberoromania im 19. Jahrhundert
  • Erinnerungsliteratur in Spanien seit 1975


Publikationsliste

Reise - Schiffbruch - Gefangenschaft. Mitleid in der iberoromanischen Autobiographie der Frühen Neuzeit

Das Projekt geht von der Beobachtung aus, dass die Narrativik der frühneuzeitlichen Iberoromania, insbesondere ein Textkorpus, das sich aus dem Schrifttum der Expansionszeit speist, eine spezifische Konfiguration von Mitleid aufweist. Im Zentrum der Analyse stehen Reise-, Schiffbruch- und Gefangenschaftsberichte der iberischen Expansionszeit, deren erzählte Leiderfahrungen in den Dienst einer Mitleidserregung gestellt werden. Teils explizit, teils implizit wird das Auslösen von Mitleid als wirkungsästhetischer Effekt bestimmt, also eine Affektrhetorik verfolgt, die für die frühneuzeitliche Kultur in Europa vornehmlich im Hinblick auf die Tragödie, die Elegie sowie die Passionsthematik theoretisiert und untersucht ist. Das Literatursystem der spanischen und portugiesischen Frühen Neuzeit grenzt sich davon jedoch ab. Unter dem maßgeblichen Einfluss von Lope de Vegas Dramenpoetik Arte Nuevo (1609) erhält die Mitleidserregung im Theater keine zentrale Relevanz. Im Unterschied zum restlichen Europa ist auf der Iberischen Halbinsel somit eine Absenz dramatischer Mitleidsrhetorik, auch im poetologischen Diskurs zu verzeichnen. Dieser Mitleidsleerstelle im Hinblick auf die Dramatik steht eine auffällige Mitleidspräsenz in der Narrativik gegenüber.

In historischer Sicht greifen die benannten Leiderzählungen zwar die religiös geprägte Zentralstellung von Leid im Kontext der (com)passio-Thematik und der devotio moderna auf, also jener Frömmigkeitsbewegung, die seit dem Mittelalter eine Glaubensfestigung (edificatio) auch über das mitleidige Nacherleben der Passion Christi anstrebt. Anders jedoch als diese spezifisch religiöse Funktionalisierung des Mitleidens machen die Autoren der in Frage stehenden Texte ihre Leiderfahrungen in textpragmatischer Hinsicht nicht für die Glaubensfestigung, sondern für individuelle ökonomische Zwecke nutzbar. Die Affektrhetorik des Mitleids hält also aufgrund pragmatischer Erwägungen Einzug in die Textsorte des Berichts, deren ansonsten ‚nüchterner' Charakter nachgerade als affektfrei gelten kann. Das Projekt erschließt demnach Mitleid in einer für die iberische Frühe Neuzeit spezifischen Form, nämlich der Ausgestaltung von Mitleid mit erzählerischen Mitteln. Eine Analyse der eingesetzten Affektrhetorik und ihrer wirkungsästhetischen Dimensionen legt offen, dass sich in den originär nicht der poetischen Dichtung zugehörigen Texten eine literarische Mitleidsdimension öffnet. Schließlich ermöglicht die affektrhetorische Diskursivierung von Leiderfahrungen auf wirkungsästhetischer Ebene, dass das Leiden im Akt der Lektüre affektiv nachvollzogen werden kann, ja dass dem mitleidigen bzw. mitleidenden Leser die Lektüre zu einem ästhetischen Erfahrungsmoment wird.